Kulturfabrik Kampnagel – Konzept Barrierefrei im Rahmen der Generalsanierung
Kampnagel ist ein weltberühmter internationaler Produktionsort auf dem Gelände einer ehemaligen Kranfabrik, an dem zeitgenössische darstellende Künste sowie Konzerte, Konferenzen und Festivals präsentiert werden. In den nächsten Jahren wird Kampnagel umfassend saniert und denkmalgerecht erweitert.
Damit sich in Zukunft die über 200.000 Besucher:innen und die vielen internationalen Künstler:innen und Artists in Residence wohlfühlen und Kampnagel als einen barrierefreien und gut zugänglichen Ort erleben, unterstützt Mathias Knigge vom Büro grauwert das Projekt.
Er berät, wie für verschiedenste Vielfalts-Dimensionen Zugänglichkeit weit über das genormte Maß der DIN hinaus erreicht werden kann und möglichst im Design für Alle umgesetzt wird. Dazu gehört auch die Erstellung des Konzept Barrierefrei entsprechend dem Leitfaden Barrierefreies Bauen LFBB.
Eine herausfordernde Aufgabe: der Bestand mit sechs Bühnen, Foyer, Kino, Restaurant sowie Verwaltungsbau erstreckt sich über 16.000 m². Die Verknüpfung mit den Neubauten Residenz und K7 lassen das Ensemble um rund 50% wachsen und erfordern barrierefreie Schnittstellen. Der Projektumfang von 100 Millionen Euro lässt die Dimensionen erahnen.
Das Pariser Architekturbüro Lacaton & Vassal, 2021 Pritzker-Preisträger, konnte als Architekturbüro gewonnen werden, Projektleitung und -steuerung verantwortet die Sprinkenhof GmbH und der Architekturlotse Clemens Doerr begleitet das Großprojekt von Anbeginn als Verknüpfer.
Ende 2019 hatte der Bund beschlossen, die Sanierung Kampnagels mit bis zu 60 Millionen Euro zu unterstützen, die in gleicher Höhe von der Stadt kofinanziert werden. Ziel der umfangreichen Modernisierung ist es, das internationale Produktionshaus, das Anfang der 1980er Jahre auf dem Gelände einer ehemaligen und heute denkmalgeschützten Kranfabrik entstanden ist, als weltweit renommiertes Zentrum für aktuelle Kunst unterschiedlicher Sparten auch architektonisch grundlegend weiterzuentwickeln. Die Sprinkenhof GmbH, die das Projekt im Rahmen des Mieter- Vermieter-Modells ausführen wird, hat für die Architekturleistung eine europaweite Ausschreibung durchgeführt, an der mehrere renommierte Büros teilgenommen haben. Den Zuschlag für die Umsetzung des Projektes hat die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) bestehend aus dem Pariser Architekturbüro Lacaton & Vassal und LV Baumanagement AG bekommen. Die Pritzker-Preisträger:innen Lacaton & Vassal hatten bereits eine erste Konzeptstudie erstellt, die Grundlage der Ausschreibung war. Mit der Beauftragung der ARGE startet jetzt die Detailplanung. Die Umsetzung soll ab 2025 in mehreren Abschnitten erfolgen, sodass der Spielbetrieb durchgehend weiterlaufen kann.
Anne Lacaton und Jean-Philippe Vassal zählen nicht erst seit der Verleihung des Pritzker-Preises 2021 zu den international wichtigsten Vertreter:innen einer pragmatischen, sozialen Architektur, die sowohl die ökonomischen als auch die ökologischen Grundlagen des Bauens hinterfragt und die damit außergewöhnliche Lösungen entwickeln. »Never demolish« – »Niemals abreißen«: Diesem Kernsatz folgend, nähern sich Lacaton & Vassal ihren Projekten mit größter Wertschätzung und Präzision und entwickeln dabei überraschende, neue, nachhaltige und in ihrer Einfachheit spektakuläre Lösungen. Zu den von ihnen realisierten Projekten gehören u.a. das Palais de Tokyo in Paris. Durch Umsetzung nur der absolut notwendigsten Veränderungen im nahezu auf den Rohbau zurückgefallenen ehemaligen Ort des Centre Pompidou gelang es Lacaton & Vassal, dem Gebäude eine vielschichtige Gelassenheit zu geben, die für dort ausstellende Künstler:innen einen höchst kreativen Raum lässt. 2017 haben sie in Bordeaux nach einer umfassenden Bedarfsanalyse der Bewohner:innen einen Wohnblock mit 500 Wohnungen saniert und dabei jede Wohnung um 20 Quadratmeter erweitert, ohne dass die Menschen ausziehen mussten. Jean-Philippe Vassal beschreibt den Umgang mit dem Bestehenden: »Das Vorhandene hat einen Wert, wenn Sie sich die Zeit und Mühe nehmen, es sorgfältig zu betrachten. Tatsächlich ist es eine Frage der Beobachtung, sich einem Ort mit frischen Augen, Aufmerksamkeit und Präzision zu nähern … die Werte und die Mängel zu verstehen und zu sehen, wie wir die Situation ändern können, während wir alle Werte des Vorhandenen beibehalten.«
Quelle: www.pritzkerprize.com